Lehrinstitut
für manuelle Lymphdrainage,
komplexe physikalische Entstauungstherapie

Weltlymphödemtag am 06.03.2024

Manuelle Lymphdrainage/Komplexe Physikalische Entstauungstherapie:
Die deutsche Zertifikatsweiterbildung zum Wohle unserer Lymphödem-Patient*innen

Die Manuelle Lymphdrainage ist eine tragende Säule in der Behandlung des Krankheitsbilds Lymphödem. Die Methode fand in Deutschland seit den 1960er Jahren immer weitere Verbreitung, und ist bereits seit 1973 Teil des Abrechnungskatalogs gegenüber gesetzlichen Krankenkassen.

Eine Besonderheit bei uns in Deutschland:

Früh wurde erkannt, dass das Lymphödem eine komplexe Erkrankung darstellt – die eine besonders qualifizierte und hochspezialisierte Behandlung braucht. Denn anders als eine vorübergehende Schwellung, zum Beispiel nach einer Verletzung oder nach einer Operation, ist das Lymphödem eine chronische Erkrankung, welche ohne entsprechende lebenslange Therapie fortschreitet und zu Folgeschäden und zum Teil lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.

Was steckt medizinisch dahinter?

Angeborene oder im Laufe des Lebens erworbenen Schädigungen des Lymphgefäßsystems oder der Lymphknoten führen zu einem Rückstau von eiweißreicher Flüssigkeit im betroffenen Gewebe. Massive Haut- und Gewebeschäden sind die Folge. Das lokale Immunsystem wird geschwächt und Betroffene entwickeln ein hohes Risiko für Entzündungen. Im schlimmsten Fall entartet das Gewebe im Lymphstaugebiet bösartig.

Die Lymphabflussstörung sowie deren Effekt auf das Gewebe wird von einer Vielzahl von Faktoren negativ beeinflusst. Dazu gehören Begleiterkrankungen, die Einnahme von Medikamenten, Lebensstil-Faktoren etc.

Vom Lymphödem betroffen sein können bereits Säuglinge und Kleinkinder, ebenso Erwachsene und geriatrische Patient*innen.

Die Auswirkungen des chronischen Krankheitsbilds Lymphödem auf das Leben der Betroffenen sind vielfältig. Sie gehen über die rein medizinischen Folgen hinaus und können alle Bereiche der Teilhabe betreffen: Familie, Sozialkontakte, Freizeit, Hobby und Sport, Schulbildung, Berufswahl, Erwerbstätigkeit, Pflegebedürftigkeit – in allem, was das Leben für ein Individuum ausmacht, kann das Lymphödem eine Rolle spielen.

Wie beeinträchtigend und problematisch diese Rolle ist: Dies hängt ganz entscheidend von der korrekten, dauerhaften und nachhaltigen Behandlung unserer Patient*innen ab!
Unser Therapiestandard in Deutschland ist im internationalen und auch im europäischen Vergleich sehr hoch.

Dies bestätigt sich im Alltag durch eine Vielzahl von Patient*innen, welche aus dem Ausland zu uns nach Deutschland kommen, um sich hier wegen ihres Lymphödems behandeln zu lassen.

Gleichzeitig haben die deutschen Lehrinstitute für Manuelle Lymphdrainage / Komplexe Physikalische Entstauungstherapie eine tendenziell zunehmende Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland. Gerade in Ländern, in welchen die Physiotherapie-Ausbildung bereits akademisiert und die Lymphödem-Therapie formal Teil des Studiums ist, ist die Nachfrage nach dem deutschen Zertifikatskurs hoch.

Woran liegt das? Was macht uns im internationalen Vergleich „gut“ – was letztlich direkt und indirekt unseren Patient*innen zugutekommt?

Unter dem Strich ist es unsere deutsche Zertifikatsweiterbildung „Manuelle Lymphdrainage / Komplexe Physikalische Entstauungstherapie“. Diese Zertifikatsweiterbildung geht inhaltlich weit über das hinaus, was im Rahmen der Physiotherapie-Grundausbildung über Ödemkrankheitsbilder und Grifftechniken zur Entstauungstherapie gelehrt werden kann. Und in dieser Zertifikatsweiterbildung wird ein wesentlicher thematischer Schwerpunkt auf das Krankheitsbild Lymphödem gelegt, mit all seinen Besonderheiten, welches es von anderen „Schwellungen“ unterscheidet.

Mitte der 1980er Jahre wurde die Zertifikatsweiterbildung eingeführt und zwischen dem damaligen Berufsverband der Physiotherapeuten und dem Verband der Ersatzkassen geregelt. 1996 wurde die Vereinbarung erstmals in den Rahmenvertrag des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen überführt, der seither fortgeschrieben und aktualisiert wird. Der Rahmenvertrag regelt die Zulassungsvoraussetzungen in der Zertifikatsweiterbildung, ebenso die Inhalte des theoretischen und praktischen Unterrichts und die Prüfung. Und nicht zuletzt die Qualifikation und Berufserfahrung der Dozentierenden, therapeutisch ebenso wie ärztlich, wird auf hohem Niveau festgeschrieben.

Durch diesen Rahmenvertrag und die darin geregelte Zertifikatsweiterbildung wird eine qualitätsgesicherte, standardisierte, hochqualifizierte Versorgung unserer Lymphödem-Patient*innen nach dem aktuellen Stand der medizinischen Erkenntnisse sichergestellt.

Doch es stehen dunkle Wolken am Horizont:

Fachkundige Ärzt*innen sehen ebenso wie zertifizierte Lymphtherapeut*innen und Lymphödem-Betroffene mit großer Sorge Bestrebungen, die in Deutschland seit Jahrzehnten etablierte und bewährte Zertifikatsweiterbildung abzuschaffen und deren Inhalte in die Physiotherapie-Grundausbildung zu integrieren. Diese Integration soll offenbar eine Zwischenlösung darstellen auf dem Weg hin zu einer Akademisierung des Physiotherapie-Berufs.

Fachleuten erscheint offensichtlich, dass diese Bestrebungen nicht zu Ende gedacht sind. Dies beginnt bei der Qualifikation des künftigen Lehrpersonals an Physio-Schulen oder Fachhochschulen, zieht sich durch die inhaltliche Ausgestaltung des theoretischen und praktischen Unterrichts, bis hin zur Prüfungsgestaltung, sowie zu einer Neuregelung der Positionen der Ödemtherapie im Heilmittelkatalog.

Und allem voran droht eine gravierende Qualitätsverschlechterung, und zwar nicht unbedingt in der Behandlung von akuten Ödemen, sondern in der Komplexbehandlung des chronisch-progressiven Krankheitsbildes Lymphödem.

Anlässlich des Lymphödem-Welttags werfen wir die Frage auf:

„Warum das Kind mit dem Bade ausschütten?“
Formale und inhaltliche Anpassungen der Zertifikatsweiterbildung an aktuelle Erfordernisse sowie an den Stand des medizinischen Wissens sind notwendig und sollten selbstverständlich sein.
Aber: Warum ein seit Jahrzehnten bewährtes, erfolgreiches System, um das uns Ärzt*innen , Therapeut*innen und Betroffene aus dem Ausland beneiden, über den Haufen werfen?

Lymphödem-Patient*innen brauchen die bestmögliche Behandlung, um trotz ihres chronischen Krankheitsbilds ein komplikationsloses Leben mit hoher Qualität und optimaler Teilhabe führen zu können.

Dieser bestmöglichen Behandlung kommen wir in Deutschland schon recht nahe, indem Expert*innen mit langjähriger theoretischer und praktischer Erfahrung im Rahmen der Zertifikatsweiterbildung hochspezialisierte Therapeut*innen in Manueller Lymphdrainage / Komplexer Physikalischer Entstauungstherapie ausbilden.

Ein bewährtes deutsches Erfolgsmodell zum Wohle unserer Lymphödem-Patient*innen, das es sich lohnen würde, zu erhalten.